Freitag, 11. Januar 2013

Nonnen

1. Als Braut des Wortes verwirklicht die Kirche in denjenigen, die sich ganz dem kontemplativen Leben widmen, in beispielhafter Weise das Geheimnis ihrer ausschließlichen Vereinigung mit Gott. Aus diesem Grund stellt uns das Nachsynodale Apostolische Schreiben Vita consecrata die Berufung und Sendung der Nonnen in der Klausur als »Zeichen der ausschlieblichen Vereinigung der bräutlichen Kirche mit dem über alles geliebten Herrn« (1) vor Augen, indem es uns dessen einzigartige Gnade und kostbare Gabe im Geheimnis von der Heiligkeit der Kirche veranschaulicht.

Die Klausurschwestern, die einmütig auf das Wort des Vaters hören und es liebevoll annehmen: »Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe« (Mt 3,17), bleiben immer »mit ihm auf dem heiligen Berg« (2 Petr 1,17-18) und, den Blick fest auf Jesus Christus gerichtet und umhüllt von der Wolke der göttlichen Gegenwart, hängen sie voll dem Herrn an. (2)

Sie identifizieren sich insbesondere mit der Jungfrau Maria, (3) der Braut und Mutter, dem Modell der Kirche, (4) und während sie an der Seligkeit derer, die glauben (vgl. Lk 1,45; 11,28), teilhaben, verewigen sie ihr »Ja« und ihre anbetende Liebe zum Wort des Lebens, indem sie zusammen mit ihr zum Gedächtnis des bräutlichen Herzens (vgl. Lk 2,19 u. 51) der Kirche werden. (5)

Die Hochachtung und Liebe, mit der die christliche Gemeinschaft seit jeher die kontemplativen Ordensfrauen in Klausur umgab, ist parallel zur Wiederentdeckung des kontemplativen Wesens der Kirche und der Berufung jedes Menschen zur geheimnisvollen Begegnung mit Gott im Gebet gewachsen. Die Nonnen, die ununterbrochen »mit Christus verborgen in Gott« (Kol 3,3) leben, erfüllen in der Tat in höchstem Maße die Berufung des ganzen Christenvolkes zum beschaulichen Leben(6) und werden so zum leuchtenden Kennzeichen des Gottesreiches (vgl. Röm 14,17), zu einer »Zier der Kirche und Quelle himmlischer Gnaden«. (7)

2. Vom II. Vatikanischen Konzil an haben verschiedene Dokumente des Lehramtes die Bedeutung und den Wert dieser Lebensform eingehend untersucht und vertieft; so haben sie die kontemplative Dimension der Klausurgemeinschaften und ihre spezifische Rolle im Leben der Kirche gefördert; (8) das gilt hauptsächlich für das Konzilsdekret Perfectae caritatis (Nr. 7 und 16) und die Instruktion Venite seorsum, die in hervorragender Weise die evangelischen, theologischen, spirituellen und asketischen Grundlagen der Trennung von der Welt im Hinblick auf eine totale, ausschließliche Hingabe an Gott in der Kontemplation erläutert hat.

Papst Johannes Paul II. hat die Nonnen häufig ermuntert, dem Klausurleben gemäß ihrem Charisma treu zu bleiben; im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Vita consecrata hat er verfügt, daß später auf der Linie des Weges der bereits verwirklichten Erneuerung besondere Normen für die konkrete Disziplin der Klausur erstellt werden sollten. Auf diese Weise wird die Klausur der Verschiedenheit der kontemplativen Institute und der Traditionen der Klöster besser entsprechen, so daß die kontemplativen Klausurschwestern, im Heiligen Geist erneuert und ihrem Wesen und ihrer Sendung getreu, mit echtem Schwung und neuer Kraft in die Zukunft gehen können. (9)

Die vorliegende Instruktion bestätigt noch einmal die von der Instruktion Venite seorsum (I-V) und vom Apostolischen Schreiben Vita consecrata (Nr. 59) formulierten theoretischen Grundlagen und legt dann die Normen vor, welche die päpstliche Klausur der Nonnen, die sich ganz dem beschaulichen Leben hingeben, regeln sollen.

[Verbi Sponsa, Instruktion über das kontemplative Leben und die Klausur der Nonnen, Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens]